Großbeeren, 11. Dezember 2024 – Das Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen (kostba) lud am 11.Dezember Fachleute und Interessierte zum Brandenburger Alleen-Kolloquium ein. Rund 120 Gäste – teils vor Ort an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA e.V.) in Großbeeren, teils online - kamen zusammen, um sich über neue Ansätze zum Erhalt und Aufbau von Alleen in Brandenburg auszutauschen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Oliver Hoch (Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg e.V.) und Prof. Dr. Jürgen Peters (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde).
Alleenerhalt als Kulturerbe und Markenzeichen
In seinem Grußwort betonte Hartwig Rolf (Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung) die vielfältigen Beiträge der Alleen für Mensch, Natur und Klima. Neben ihrer landschaftsprägenden Bedeutung sind sie ein unverzichtbarer Teil des kulturellen Erbes Brandenburgs. Er hob zusätzlich hervor, dass der neue Koalitionsvertrag den Alleenschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe ausdrücklich unterstützt.
Dr. Frank Reichel (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz) verwies auf die anhaltenden Herausforderungen, insbesondere die eingeschränkte Flächenverfügbarkeit und die Notwendigkeit intensiver Kooperationen auf Kreisebene. Gleichzeitig betonte er die Bedeutung klarer Rahmenbedingungen wie die Alleenkonzeption und der Gehölzerlass, die als Leitlinien für einen nachhaltigen Alleenschutz dienen.
Stabiles Fundament für den Alleenschutz
Mit der im März 2024 verabschiedeten Alleenkonzeption 2030 setzt Brandenburg ein klares Zeichen für den langfristigen Erhalt seines Alleenreichtums und dessen Sicherung für zukünftige Generationen – mit 36 konkreten Maßnahmen in 6 Handlungsfeldern. Monika Engels (MIL) stellte dem Fachpublikum die Konzeption und ausgewählte Maßnahmen vor, unter anderem die Nutzung unausgeschöpfter Neupflanzungspotentiale, die Verbesserung der Pflege und die Stärkung der Zusammenarbeit im untergeordneten Straßennetz. Für Kommunen wurde jüngst eine Mustervereinbarung für Kooperationen vom Landesbetrieb Straßenwesen veröffentlicht, die Alleebaumpflanzungen erleichtert und Prozesse beschleunigt. Weiterführende Informationen über die Alleenkonzeption 2030 sowie die Mustervereinbarung finden sich online unter:
https://mil.brandenburg.de/mil/de/themen/mobilitaet-verkehr/strassen-und-brueckenbau/alleenkonzeption-2030/#
https://www.ls.brandenburg.de/ls/de/planen/umwelt/alleen/#.
Fortschrittliche Werkzeuge für den Alleenschutz
Christine Ott (MLUK) präsentierte den neuen Gehölzerlass des Landes Brandenburg, der Verfahren in der Gehölzreproduktion erleichtert und beschleunigt, die Anerkennung von Erntebeständen und Herkunftsnachweisen standardisiert sowie die Verwendung gebietseigener Gehölze regelt. Der Erlass berücksichtigt auch Sonderfälle wie Obstbaumreihen oder denkmalgeschützte Alleen. Hinsichtlich klimaresilienter Baumarten wird durch das MLUK geprüft, ob eine Artenliste naturschutzfachlich unbedenkliche Gehölze zukünftig erstellt und angewendet werden kann.
Der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg, vertreten durch Katja Fregien, stellte die Einführung eines digitalen Baumkatasters vor, dass die Verwaltung und Pflege von Straßenbäumen effizienter gestalten soll und bis Ende 2025 veröffentlicht wird. In dem Kataster werden Grunddaten, Zustand und Pflegemaßnahmen jedes Baumes systematisch dokumentiert, dadurch sind umfassende Analysen des Baumbestandes und seiner Entwicklung möglich. Geplant sind des Weiteren eine interaktive Karte für die Öffentlichkeit sowie konkrete Empfehlungen geeigneter Baumarten, um die Pflanzplanung weiter zu optimieren.
Praxisnahe Ansätze und Erfolgsbeispiele
Das Kolloquium bot eine Plattform für den Austausch bewährter Praxisbeispiele. Torsten Müller stellte die Alleenkonzeption seines Landkreises Dahme-Spree mit ihren Erfolgen, Herausforderungen und Erkenntnissen vor. Besonders die Vorgaben zu Alleeneupflanzungen wurden weit übertroffen, was Diskussionen zu Erfolgsfaktoren anregte. Aktuell wird an der Fortschreibung der Konzeption gearbeitet.
Prof. Dr. habil. Hartmut Balder, Leiter des Instituts für Stadtgrün und em. Professor an der BHT beleuchtete bei der Vorstellung des Praxisleitfadens des Landesbetrieb Straßenwesen aktuelle Herausforderungen an Baumpflanzungen an Straßen. Er betonte die Bedeutung detaillierter Standortbewertungen, die Auswahl geeigneter Gehölzarten sowie die Wichtigkeit fachkundiger Planung und Pflege, die den Lebenszyklus des Baumes umfassend bedenkt – um den Erfolg nachhaltiger und zukunftsfähiger Alleenpflanzungen sicherzustellen.
Alleenschutz ist Netzwerkarbeit
Nachhaltiger Alleenschutz kann nur gemeinsam gelingen und erfordert kooperatives Engagement und eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft. Daniel Kaiser stellte als Projektleiter das Kompetenzzentrum für Straßenbäume und Alleen mit seinen Aufgaben und bisherigen Erfolgen vor und betonte hier die zentrale Aufgabe des Wissenstransfers. Das Kompetenzzentrum dient als zentrale Anlaufstelle, die Fachinformationen bündelt und gezielt an Kommunen und andere Akteure weitergibt. Ein bedeutender Meilenstein in diesem Prozess ist die kürzlich online lancierte kostba-Datenbank. Sie ist eine übersichtliche und benutzerfreundliche Plattform mit umfassenden Informationen, praxisnahen Hilfestellungen und Veranstaltungshinweisen zum Thema Alleen und Baumreihen: https://kostba-datenbank.de.
Ausblick: Alleen für zukünftige Generationen
Die Veranstaltung zeigte, dass Brandenburg mit der Alleenkonzeption 2030, neuen Instrumenten, dem Engagement vieler Menschen sowie dem Alleen-Kompetenzzentrum bereits wichtige Fortschritte erzielt hat. In den Diskussionen im Anschluss der Vorträge äußerten sich Menschen diverser Fachgebiete mit Fragen, Ergänzungen und Erkenntnissen aus ihrer Praxis. Klar blieb, dass alle das gleiche Ziel haben. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um die Alleen für künftige Generationen zu sichern.
Bereits jetzt sind weitere Veranstaltungen engagierter Institutionen geplant, die den Dialog über den Alleenschutz weiter vorantreiben. Dazu gehören unter anderem eine deutschlandweite Alleen-Tagung am 13. März 2025 sowie die 3. Berlin-Brandenburger Alleen-Tagung im Oktober 2025 in Berlin. Weitere Informationen und ein Veranstaltungskalender sind auf https://kostba-datenbank.de einsehbar.